Nicaragua  4.5.1 Hintergründe
Zum Zeitpunkt der Wahlen hatte der Krieg gegen die durch die USA finanzierte Contra mehr als 29.000 Tote gefordert. Seit 1980 bremste die von den USA verhängte Wirtschaftsblockade die Entwicklung Nicaraguas. Die Regierung versuchte durch eine strikte Sparpolitik die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu retten, der sich durch die kriegsbedingten Aufrüstungen und die internationalen Wirtschaftssanktionen abzeichnete. Zwischenzeitlich hatte die Inflation einen Höhepunkt von 3000 Prozent pro Jahr erreicht. Die Arbeitslosigkeit war hoch und der Lebensstandard niedrig. Im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie in der Landreform wurden jedoch große Fortschritte erzielt.
Der wirtschaftliche Zustand sowie die Verluste in der Bevölkerung werden gemeinhin als Begründung des Wahlsiegs der UNO angesehen. Dieser beendete zwar den Krieg und die Blockade, westliche Industrieländer traten auch als Kreditgeber auf, allerdings weit geringer, als die Nicaraguaner es wünschten.
Mit dem Ende der Revolution verschwand auch die internationale Solidaritätsbewegung als politischer Sektor. Für die Sandinisten und ihre Unterstützer im In- und Ausland war die Wahlniederlage ein großer Schock. Sie hatten Violeta Chamorro unterschätzt, sie nicht ernst genommen. Neben dem Verlust der persönlichen Revolutionsträume mussten sich viele eingestehen, vor lauter Sympathie für die Sandinisten nicht darüber nachgedacht zu haben, wieviele Opfer einem Volk abverlangt werden können, da kein Ende des Krieges abzusehen war, was Voraussetzung dafür gewesen wäre, die Revolution zu einem guten Ende führen zu können.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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