Nigeria  5.4.2 Schwulen- und Lesbenbewegung
Internationale politische Beobachter befürchten, dass das gegenwärtig im Gesetzgebungsverfahren befindliche Anti-Schwulen-Gesetz unter dem Titel The Prohibition of Relationships Between Persons of the Same Sex, Celebration of Marriage by Them, and for Other Matters Connected Therewith, internationale Verpflichtungen und eingegangene Verträge Nigerias gegenüber den Vereinten Nationen, dem Commonwealth und der afrikanischen Charter on Human and Peoples' Rights verletzt. Auch verstosse der Gesetzesentwurf gegen die nigerianische Verfassung.[8] Peter Tatchell von der Schwulen- und Menschenrechts-Kampagne bezeichnete das geplante Gesetz als das weltweit repressivste. Es verschärfe das aus dem 19. Jahrhundert stammende Strafgesetz, Kapitel 42, Abschnitt 214, welches in der britischen Kolonialzeit eingeführt wurde. Betätigungen in NGO oder zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich für schwule Gleichberechtigung oder für die Bekämpfung von HIV einsetzen, sollen automatisch mit fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.[9] Gemäß dem nigerianischen Justizminister, Chief Bayo Ojo, wurde das Gesetz initiiert vom nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo mit der Begründung, dass gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen unafrikanisch seien, nachdem eine Gruppe am Rande der internationalen Konferenz über HIV/AIDS ICASA für die Schwulenehe demonstrierte.[10] Das Gesetzgebungsverfahren wird unterstützt von von der Christian Association of Nigeria und Führung des nigerianischen Primas Peter Akinola. Neben der Christian Association of Nigeria, die die Gesamtheit der christlichen Kirchen Nigerias vertritt, wird das Gesetz auch vom National Muslim Centre und von der anglikanischen Church of Nigeria [11] unterstützt. [12] Das Scharia-Strafrecht sieht schon jetzt in den zwölf nördlichen Bundesstaaten Nigerias für Homosexuelle die Todesstrafe durch Steinigung vor.[8] Der Gesetzesentwurf wurde am 19. Januar 2006 von Justizminister Chief Bayo Ojo dem Federal Executive Council of Nigeria vorgelegt, dort verabschiedet und soll nun durch die nigerianische Nationalversammlung zum Gesetz erhoben werden.
Am 21. März 2007 forderte das Europäische Parlament in einer Resolution Nigeria unter anderem auf, die Todesstrafe abzuschaffen und die Rechte von Schwulen und Lesben nicht zu beschneiden. Das deutsche Auswärtige Amt kündigte an, gegen eine etwaige Verabschiedung des homophoben Gesetzes zu protestieren.[13]

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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