Rumänien  5.10 Amtsantritt Ceauşescus
Im März 1965 übernahm Nicolae Ceauşescu das Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei. Vorgeschlagen wurde er von Ion Gheorghe Maurer. Er ließ sich erst 1974 zum Präsidenten wählen und plante, Rumänien in eine Großmacht zu verwandeln. Mit ausländischen Krediten wurde ein vollkommen überdimensioniertes Industrialisierungsprogramm begonnen, um das landwirtschaftlich geprägte Land schnell auf westliches Niveau zu hieven. Gesetze zur Förderung des Kinderreichtums und das Verbot der Abtreibung 1966 sollten die Bevölkerungszahl steigern. Ab fünf Kindern wurden Mütter als „Heldenmütter“ geehrt. Die Realität sah anders aus.
Es erfolgte eine frühe „Kontaktaufnahme“ Rumäniens mit der Europäischen Gemeinschaft (1974 wurde das erste Handelsabkommen zwischen Rumänien und der EG unterzeichnet). Unter der Herrschaft von Nicolae Ceausescu verkam die einst reiche Landwirtschaft (die ehemalige Kornkammer Europas) und auch in den Städten verarmte die Bevölkerung vollkommen. Rumänien geriet durch Zwangskollektivierung und Misswirtschaft in eine Wirtschaftskrise. Die Volkswirtschaft brach zusammen. Die veröffentlichten hohen Wachstumsraten existierten nur in den staatlichen Statistiken.
Ausgesetzte, aber auch kranke und behinderte Kinder wurden in Waisenheime gebracht. Deren extreme Zustände wie im Kinderheim Cighid wurden aber erst nach der Wende 1990 bekannt. Das sogenannte „Programm zur Systematisierung der Dörfer“ (sistematizarea satelor) sah vor, etwa 8.000 der kleinsten Dörfer des Landes komplett einzuebnen und deren Bevölkerung in „agroindustriellen Zentren“ aus primitiven Plattenbauten ohne Kanalisation umzusiedeln. Ziel war die „effizientere Ausnutzung der vorhandenen Agrarflächen“. Beabsichtigter Nebeneffekt war die Zerstörung der kulturellen Vielfalt und der regionalen Eigenheiten der ländlichen Regionen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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