Rumänien  5.1 Frühgeschichte und Ethnogenese
Das Gebiet des heutigen Rumänien war einige Jahrhunderte v. Chr. von Dakern und Geten bewohnt. Erstere wurden 106 n. Chr. durch Trajan in das Römische Reich eingegliedert, auf dem Gebiet des heutigen Siebenbürgens und des Banats entstand die Provinz Dacia (Dakien). Um das Jahr 271 n. Chr gaben die Römer diese Provinz wieder auf. In der Zeit der Völkerwanderung wurde das Gebiet des heutigen Rumänien von verschiedenen Stämmen durchzogen, ehe die Ungarn um das Jahr 1000 in Pannonien und Siebenbürgen ein dauerhaftes Reich etablieren konnten. Historiker gehen im Allgemeinen davon aus, dass das rumänische Volk aus der Vermischung der Daker mit den römischen Kolonisten der Zeit Kaiser Trajans hervorgegangen ist. Diese Sicht ist jedoch nicht vollständig durch historische Zeugnisse beweisbar und wird daher von Kritikern z. T. als „völkischer Mythos“ bezeichnet. Dass das rumänische Volk in Siebenbürgen, im Banat und in Oltenien, aber auch südlich der Donau im Raum des heutigen Ostserbien und Nordbulgarien entstanden ist und sich aus der römischen Kolonialzeit ableitet, wird allgemein angenommen. Für den Zeitraum zwischen dem Abzug der Römer und dem Hochmittelalter gibt es zwar keine schriftlichen, wohl aber zahlreiche archäologische Belege, die diese These untermauern können. Gleichwohl legen die Gemeinsamkeiten, die die rumänische Sprache mit der italienischen aufweist, eine Beteiligung italischer Kolonisten an der rumänischen Ethnogenese nahe. Das Thema Ethnogenese wurde im 19. und 20. Jahrhundert häufig politisch instrumentalisiert. Nationalistisch gesinnte Rumänen und Ungarn nutzten es als Argumentationshilfe, um sich gegenseitig die Besitzansprüche auf Siebenbürgen abzusprechen. In jedem Fall ist die rumänische Sprache eindeutig der romanischen Sprachfamilie zuzurechnen, auch wenn im rumänischen Wortschatz zahlreiche slawische und auch einige griechische, türkische sowie ungarische Einflüsse zu finden sind. Rumänisch ist die sprachkonservativste Sprache unter den romanischen Sprachen, d. h. es hat die meisten lateinischen Sprachstrukturen beibehalten.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation