Russland (Russische Förderation)  8.6 Schwachstellen und Probleme der russischen Wirtschaft
Trotz der insgesamt erfolgreichen Entwicklung der russischen Wirtschaft, die seit Ende der 90er Jahre den Produktionseinbruch nach der Auflösung der Sowjetunion inzwischen weitgehend überwunden hat, sind viele Probleme weitgehend ungelöst:
Mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise hat sich die Energie- und Rohstofflastigkeit der russischen Wirtschaft weiter verstärkt. Eine stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirtschaftszweigen außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors ist daher eines der wichtigsten Ziele der russischen Wirtschaftspolitik. Nach Schätzungen der Weltbank, die die Angaben der amtlichen russischen Statistik hinsichtlich der Produktionsbeiträge der Wirtschaftssektoren aufgrund von Verzerrungen durch Verrechnungspreise nicht für realitätsnah hält, steuert der Energie- und Rohstoffsektor noch etwa ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Trotz kräftig gestiegener Investitionen wird in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Das zeigt sich insbesondere am geringen Zufluss ausländischer Direktinvestitionen. Der russischen Regierung ist es trotz vieler wirtschaftspolitischer Reformen bisher nicht gelungen, ausreichend attraktive Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Internationale Investoren kritisieren insbesondere fehlende Rechtssicherheit, weit verbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems.
Klein- und mittelständische Betriebe haben eine zu geringe Bedeutung. Dies liegt an der schwierigen Finanzierungssituation, da die russischen Banken keine entsprechenden Kreditlinien anbieten. Ein russischer Fond für Bürgschaften in diesem Wirtschaftssektor ist jedoch geplant.
Die Inflationsrate war lange Zeit zweistellig und 2006 betrug immer noch 8,2%. Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubels mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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