Saudi Arabien  7 Religion
Die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung. Die Haupt und Staatsreligion ist der zum hanbalitischen sunnitischen Islam gehörende wahhabitische bzw. salafitische Islam , dem 73 % der Bevölkerung, vor allem im Nadschd und im Norden, angehören. Die Hanbaliten bzw. Wahhabiten üben aufgrund des Einflusses von Saudi-Arabien einen überproportionalen Einfluss auf die gesamte sunnitische Gemeinschaft aus.
Andere Sunniten stellen 12 % der Bevölkerung, Schiiten etwa 5-10 %. Die Religionsfreiheit der Schiiten ist beschränkt, daher dürfen Bräuche, die mit dem sunnitischen Islam nicht vereinbar sind, z. B. die Mut'a-Ehe oder das Gedenkfest für Imam Hussain und Imam Ali, nicht ausgeübt werden. 98 % der Bevölkerung sind Muslime, die restlichen 2 % sind Juden und Christen. Das öffentliche Praktizieren anderer Religionen als des Islam ist in Saudi-Arabien verboten. Für Gastarbeiter und Diplomaten ist es demnach bei Strafe verboten, einen Gottesdienst zu feiern, eine Taufe oder eine Krankensalbung zu empfangen. Kirchen, Synagogen oder andere nicht islamische Gebetshäuser gibt es nicht, und die Errichtung dieser ist verboten. Nach der Interpretation der wahhabitischen Geistlichen darf auf dem Land, worauf sich die zwei heiligen Stätten befinden, kein nichtislamisches Gotteshaus stehen. Auf Missionierung zu anderen Bekenntnissen als dem Islam und den Abfall vom Islam steht die Todesstrafe, die auch vollstreckt wird. Allerdings gibt es z. B. zwei deutsche Schulen in Saudi-Arabien, in denen diese Gesetze nicht gelten; innerhalb des Schulgeländes gelten deutsche Gesetze.
Die beiden heiligsten Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des Propheten Mohammed in Medina, liegen in Saudi-Arabien, so dass das Land jährlich das Ziel von mehreren Millionen Pilgern ist, vor allem während des Haddsch. Diebstahl während des Haddsch kann mit Zwangsamputation einer Hand oder mit dem Tode bestraft werden. Auch die heilige Zamzam-Wasserquelle, das Tal Mina und der Berg Arafat, auf dem der Prophet Mohammed seine letzte Predigt abhielt, befinden sich in Saudi-Arabien.
Als Hochburgen der Salafiya in Saudi-Arabien gelten die Städte Riad und Buraida.
Eine Eigenheit des saudischen Systems, die sich aus der Erhebung der wahhabitischen Lehre zur Staatsdoktrin ergibt, sind die mutawwaʿ, die Religionspolizei. Die mutawwaʿīn sind neben der regulären Polizei Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren und durchsetzen. Ungewöhnlich ist ferner, dass während des Freitaggebetes die Predigt sehr laut gestellt wird, so dass das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird. Dabei ist antiwestliche Propaganda nicht selten.
Wer sich öffentlich zu einer als „islamische Sekte“ bezeichneten Gruppe wie den Aleviten, Ahmadiyya, Drusen oder Jesiden bekennt, kann bestraft werden. Dies betrifft insbesondere die Zugehörigkeit zur nachislamischen Weltreligion der Bahai.
Die dem Islam widersprechende Lebensweise einer Reihe von Mitgliedern des saudischen Königshauses polarisiert die Gesellschaft. Kommentatoren halten daher einen religiös motivierten Staatsstreich durch fundamentalistische Geistliche für denkbar.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation