St. Lucia  2.2 Entdeckung und Kolonialisierung
Von der kleinen Insel St. Lucia ist weder das Datum der europäischen Entdeckung noch der Entdecker bekannt - eine Seltenheit in der Inselwelt der Karibik. Es wird vermutet, dass Christoph Kolumbus (1451-1506) die Insel auf seiner vierten Reise im Sommer 1502 entdeckt hat. Eine weitere Theorie besagt, dass Juan de la Cosa, der Kolumbus auf seiner ersten und zweiten Reise begleitete, die Insel auf seiner Expedition mit Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci 1499 entdeckt hat. Eine seiner Seekarten zeigt eine kleine Insel namens El Falcon, die in unmittelbarer Nähe des heutigen St. Lucia liegt. Einer anderen Theorie zufolge geht der Name der Insel auf französische Seeleute zurück, die am 13. Dezember 1502 Schiffbruch erlitten und die Insel nach der Märtyrerin Lucia von Syrakus, deren Gedenktag der 13. Dezember ist, Sainte Alousie benannten [1]. Der Name wurde später mit leichten Variationen von französischen Chronisten übernommen. Der Tag ist heute der Nationalfeiertag des Landes.
Der erste Europäer, der hier sesshaft wurde, war François Le Clerc, auch als Jambe de Bois oder Wooden Leg (Holzbein) bekannt. Er war ein Pirat, der sich Pigeon Island aneignete und von dort vorbeisegelnde spanische Schiffe angriff.
Um 1600 richteten die Holländer einen Stützpunkt in Vieux Fort ein. Ein um 1602 erbautes holländisches Fort zeugt von blutigen Kämpfen um die Insel, doch entsprangen die Kriege nicht den üblichen Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden Kolonialmächten, sondern dem heftigen Widerstand der Ureinwohner. Die Kariben widersetzten sich viele Jahre erfolgreich allen Kolonisatoren. Die vulkanische Gebirgslandschaft und der undurchdringliche tropische Regenwald, die bis heute ein Hauptmerkmal der Insel sind, boten ihnen dabei ausreichend Schutz. Erst ab 1650 gelang es den Franzosen, die Insel den Kariben Stück um Stück zu entreißen.
Die ersten Engländer landeten hier im Jahre 1605, nachdem der Wind ihr Schiff, die Olive Branch, auf dem Weg nach Guyana vom Kurs abgetrieben hatte. Siebenundsechzig Siedler kamen an Land und kauften sich Hütten von den Kariben. Nach einem Monat waren nur noch 19 Siedler am Leben und diese mussten schließlich in einem Kanu vor den Kariben fliehen. Ein zweiter erfolgloser Kolonisierungsversuch der Briten wurde im Jahre 1639 von Sir Thomas Warner unternommen.
Im Jahre 1746 wurde mit Soufriere, einer französischen Niederlassung, die erste Stadt gegründet. Bis zum Jahre 1780 hatten die Franzosen dann zwölf Städte gegründet und errichteten die ersten Zuckerplantagen. Innerhalb von fünfzehn Jahren waren 50 weitere Zuckerplantagen in Betrieb. Im Jahre 1780 wurden viele Plantagen durch einen Hurrikan zerstört. Es gelang den Franzosen aber den Schaden mit Hilfe von Sklaven aus Afrika schnell zu beheben.
Zwischen 1660 und 1814 wechselten sich gut zwanzigmal Franzosen und Briten als Herrscher der Insel ab, bis sie 1814 an Großbritannien fiel. Wie fast überall in der Karibik arbeiteten afrikanische Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen, bis die Sklaverei 1834 abgeschafft wurde. Im Jahre 1838 schloss sich St. Lucia den Westward-Inseln mit Regierungssitz in Barbados an und im Jahre 1842 wurde Englisch zur offiziellen Sprache auf der Insel erklärt. Im Jahre 1951 unternahm St. Lucia erste Schritte in die Unabhängigkeit. Alle Bürger, die das 21. Lebensjahr vollendet hatten, erhielten das Wahlrecht. Die Windward-Inseln nahmen eine neue Verfassung an und der Regierungssitz wurde nach Grenada verlegt. Im Jahre 1958 wurde St. Lucia Mitglied der Westindischen Föderation, die aber nach nur vier Jahren wieder zusammenbrach. Seit 1967 hat St. Lucia eine eigene Regierung und ist seit dem 22. Februar 1979 unabhängig.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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