Syrien  10.1.1 Netz
Damas – Hama et Prolongement
Die erste Bahn in dem Gebiet, das heute Syrien ist und damals Teil des Osmanischen Reichs war, wurde durch die Eisenbahn Damas–Hama et Prolongements (D.H.P.) angelegt. Das geschah in der aus dem algerischen Bereich und französischer Kolonialtradition kommenden seltenen Spurweite von 1050 mm, da Konzessionsnehmer eine französische Gesellschaft war.
Die Strecken der Bahn führten von Beirut am Mittelmeer über den Anti-Libanon nach Damaskus und von dort weiter nach Muzeirib. Die Überquerung des Gebirges war technisch aufwändig, so gab es zum Beispiel Spitzkehren, die zu erzielenden Geschwindigkeiten und die anhängbare Last pro Zug waren eng begrenzt und die Kapazität der Bahn gering.
Die Verbindung Damaskus – Muzeirib wurde bereits im Ersten Weltkrieg wieder abgebaut, um das Material für die südlichen Verlängerungen der Hedschasbahn in Palästina einzusetzen. Die Verbindung Beirut – Damaskus wurde während des libanesischen Bürgerkriegs zwischen 1975 und 1990 zerstört.
Hedschasbahn
Der Bau der Hedschasbahn begann im Jahr 1900. Als Spurweite wurde die der D.H.P. gewählt, weil zum einen der osmanische Staat mit der Betreibern über eine Übernahme verhandelte – was scheiterte. Zum andern konnte Rollmaterial für den Neubau der Hedschasbahn auf diesem Weg unproblematisch nach Damaskus gefahren werden – ein wegen der nicht vorhandenen Straßen nicht zu unterschätzender logistischer Vorteil.
Die Hauptstrecke wurde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwischen Damaskus und Medina im heutigen Saudi-Arabien in Betrieb genommen. Eine weitere Strecke führte von der Hauptstrecke abzweigend nach Haifa.
Die Stammstrecke wird in ihrem in Syrien gelegenen Abschnitt befahren. Der historische Kopfbahnhof Damaskus-Kanawat aber wurde geschlossen. Auf seinem Gleisfeld entsteht ein Einkaufszentrum, in das auch ein unterirdischer Bahnhof integriert werden soll.
Siehe Hauptartikel: Hedschasbahn
Normalspurnetz
Die erste Eisenbahnstrecke in Normalspur entstand 1902 zwischen Aleppo und Midan Ekbas an der heutigen syrisch / türkischen Grenze. Eine Erweiterung folgte 1906 in Richtung Hama.
Im Übrigen ist das 2460 km lange Normalspurnetz – mit Ausnahme des kurzen Abschnitts der Bagdadbahn ganz im Osten des Landes – verhältnismäßig neu. Das Netz entstand weitestgehend erst nach 1970 und wurde zunächst mit sowjetischer Hilfe umgesetzt.
Die 750 km lange Strecke vom Hafen Latakia über Aleppo zu den Ölfeldern bei Kamechli im Nordosten wurde in Etappen zwischen 1974 und 1978 in Betrieb genommen.
Dem Phosphattransport – das Abbaugebiet liegt in der Wüste rund um Palmyra – nach dem Hafen Tartus dient die 1980 eröffnete Strecke über Homs.
Durch eine Zweigstrecke wurde 1983 auch die Hauptstadt Damaskus an das Normalspurnetz angeschlossen.
Die 80 km lange Lücke am Mittelmeer zwischen Latakia und Tartus wurde 1992 geschlossen.
Von Deir Ezzor sollte ab 1981 eine 150 km lange Strecke nach Abou Kemal und weiter Richtung Bagdad gebaut werden . Aus politischen Gründen stellte Syrien im Folgejahr die Arbeiten wieder ein, nahm sie aber jetzt wieder auf.
Projekte
Die 203 km lange Linie von Deir Ezzor nach Palmyra existiert momentan nur auf dem Reißbrett.
Parallel zur Hedschasbahn sollte ab 1996 eine für 160 km/h trassierte Strecke nach Dera’a und weiter nach Jordanien entstehen. Bis heute konnte Jordanien sich aber nicht zu einer Bauzusage entschließen.
Ebenfalls noch Zukunftsmusik ist ein neuer unterirdischer Hauptbahnhof in Damaskus. Im Vorgriff darauf wurde der Kopfbahnhof Damaskus-Kanawat geschlossen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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