Vietnam  4.1 Altertum
Die frühesten Spuren menschlicher Aktivität auf dem Gebiet des heutigen Vietnam lassen sich bis vor 300.000 bis 500.000 Jahren zurückdatieren. Die älteste bisher bekannte Kultur der Region war die mehr als 30.000 Jahre alte Dieu-Kultur. Der Hauptfundort für deren Artefakte ist die namensgebende Dieu-Höhle in der Provinz Hoa Binh südlich von Hanoi. Ab etwa 16.000 vor Christus existierte, ausgehend von der selben Region, die so genannte Hoa-Binh-Kultur, deren Steinwerkzeuge im Gebiet des gesamten kontinentalen Südostasien gefunden wurden. Die letzte altsteinzeitliche Kultur der Region war die Bac-son-Kultur (ca. 10.000 v. Chr.). Neben Steinwerkzeugen war hier auch bereits Keramik verbreitet. Der Bewässerungsanbau von Reis war etwa ab 3000 v. Chr. bekannt.
Die Bronzezeit begann hier etwa 1500 v. Chr. mit der Sa-Huynh-Kultur, deren Mitglieder, vermutlich von den Inseln des heutigen Indonesien kommend, an den Küsten und auf den vorgelagerten Inseln siedelten. Zugleich existierte im Delta des Roten Flusses die Dong-Son-Kultur, bekannt vor allem für ihre reich verzierten Bronzetrommeln. Aus dieser Kultur ging Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. das erste bekannte Königreich der Việt (chin. 越 Yuè), genauer der Lạc Việt, Văn Lang, hervor. Dieses Reich umfasste den größten Teil des heutigen Nordvietnam. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wanderten aus dem Gebiet des heutigen Südchina Âu Việt ein und vermischten sich mit den ansässigen Lạc Việt. Im Jahre 258 v. Chr. gründete Thục Phán das Königreich Âu Lạc (aus der Vereinigung von Âu Việt und Lạc Việt) und erklärte sich selbst zum König An Dương Vương.
Nach einem langen Krieg mit den Qín wurde An Dương Vương 208 v. Chr. von dem Qín-General 赵佗/趙佗 Zhào Tuó (vietnamesisch: Triệu Đà) besiegt. Triệu Đà rief sich selbst zum König aus, als Qín von den Hàn erobert wurde, nannte sein Königreich Nam Việt (南越,Nányuè = Südviệt oder Südyuè), nahm den Namen Vũ Vương (chin. 武王,Wǔ Wáng) an und begründete die Triệu-Dynastie.
Im Jahre 111 v. Chr. wurde Nam Việt von Truppen Hàn Wǔdìs erobert und als Präfektur (郡 jùn (quận)) 交趾 Jiāozhǐ (Giao Chỉ) in das chinesische Reich eingegliedert. Unter der chinesischen Herrschaft wurden technische Errungenschaften im Reisanbau, in der Viehhaltung und der Baukunst übernommen. Es kam aber auch zu zahlreichen Aufständen und kurzen Phasen der Unabhängigkeit. Ein selbstständiges Reich konnte sich gegen die chinesische Übermacht jedoch nie lange halten. Im Jahre 679 wurde die Präfektur in An Nam (安南 Ān Nán, friedlicher Süden) umbenannt.
In Süd- und Mittelvietnam entstand im zweiten Jahrhundert v. Chr. das Königreich Champa. Wenig später schlossen sich weiter südlich, im Gebiet des Mekong-Deltas, einige kleinere Reiche zu Funan zusammen, das als Vorläufer des späteren Kambuja, des Reiches der Kh´mer, gilt. Champa und Funan waren beide stark von indischen Einflüssen geprägt, vor allem was Kultur (Schrift, Kalender, Architektur) und Religion (Hinduismus, Buddhismus), betraf. In der Folge kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit wechselnden Koalitionen zwischen den Khmer, den Cham und Annam sowie Piraten, die entlang der Küste operierten.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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