Vietnam  4.2 Frühe Dynastien
Am Ende des 10. Jahrhunderts brach in China die Tang-Dynastie zusammen. Annam nutzte die Schwächephase, um sich der chinesischen Macht zu entziehen. Der erste vietnamesische Staat entstand nach der Schlacht am Bach-Dang-Fluss 938 unter dem Strategen Ngo Quyen. Bis 968 wurde der Staat unter Dinh Bo Linh konsolidiert; bis 1009 wechselten sich jedoch mehrere kurzlebige Dynastien an der Macht ab.
Von 1010 bis 1225 wurde der Staat Dai Viet von der Ly-Dynastie beherrscht, deren Gründer Ly Thai To war. Unter den Ly verteidigte sich der Staat erfolgreich gegen die Chinesen unter den Sung, gegen die Khmer und Cham. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts wurden von den Cham erste Gebietsgewinne gemacht. Unter den Ly wurde das Staatswesen nach chinesischem Vorbild gestärkt, Machtstrukturen und Organisation wurden konsolidiert und an vietnamesische Bedürfnisse angepasst.
Im Jahre 1225 stürzten die Ly nach Unruhen. Die Tran-Dynastie übernahm die Macht. Sie verteidigte in Allianz mit den Cham das Land erfolgreich gegen die Chinesen unter der Yuan-Dynastie des Kublai Khan. Um 1400 löste die Hồ-Dynastie die Tran ab, und es kam zu einer kurzzeitigen chinesischen Herrschaft unter den Ming. Die Ming versuchten, Vietnam bewusst weiter zu sinisieren, so wurde etwa das vietnamesische Literaturerbe systematisch zerstört.
Im Jahre 1427 gründete Le Loi die Le-Dynastie, die bis 1789 regierte. Unter den Le wurden wieder die vietnamesischen Traditionen bewusst betont, es blieb jedoch der Konfuzianismus die dominante Säule der Staatsorganisation. Unter den Le wurde Champa erobert und die vietnamesische Macht bis an den Mekong ausgedehnt. Bereits ab dem Ende des 14. Jahrhunderts erodierte die Macht des Königshauses. Nutznießer waren einflussreiche Händlerfamilien (vor allem die Trinh und Nguyen) und die seit 1516 präsenten Europäer. Das vietnamesische Königshaus musste zahlreiche Jesuiten und Franziskaner im Land dulden. Die europäischen Missionare brachten neben neuen Religionen auch neue Technologien ins Land, beispielsweise wurde von dem Jesuiten Alexandre de Rhodes die bis heute gebräuchliche, auf den lateinischen Buchstaben basierende vietnamesische Schrift Quoc Ngu entwickelt.
Im Jahre 1765 brach die Tay-Son-Rebellion aus. Aus dem nachfolgenden Bürgerkrieg ging mit französischer Hilfe der Prinz Nguyen Anh, der der einflussreichen Händlerfamilie Nguyen entstammte, 1789 als Sieger hervor. Er rief sich zum Kaiser Gia Long aus, verlegte die Hauptstadt des Landes nach Hué und gab dem Land erstmals den Namen Việt Nam. Unter seiner Herrschaft und mit französischer Beratung wurden große Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte in Angriff genommen, die die Staatskasse leerten. Das Territorium des Reiches wurde erweitert, ab 1834 gehörten Teile des heutigen Kambodscha als Provinz Tran-tay-thanh zu Vietnam.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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