Cordoba  4.2 Aufstieg und Industrialisierung
Nachdem sich die Verhältnisse um 1860 wieder beruhigt hatten, ging es mit der Stadt und ihrem Umland wieder aufwärts. 1857 wurde das heutige politische System, das des municipio (vergleichbar mit einer Gemeinde), eingeführt und 1870 der Stadtrat gegründet. Im selben Jahr wurde Córdoba ans Eisenbahnnetz angeschlossen; dies hatte einen starken Zustrom von Einwanderern und Binnenwanderern zur Folge. In dieser Zeit wurden die sogenannten traditionellen Stadtviertel Alberdi, Alta Córdoba, General Paz und San Vicente gegründet.
Der Liberalismus triumphierte Ende des 19. Jahrhunderts als neues Dogma in der Wirtschaftspolitik und brachte der Stadt eine rasche Modernisierung. Eine Reihe von wissenschaftlichen Institutionen wurde gegründet, z.B. die Sternwarte, die Escuela Normal (Oberschule) und die Wissenschaftsakademie, so dass Córdoba bald zum technologischen und wissenschaftlichen Zentrum des Landes wurde. So wurde 1871 die erste Messe argentinischer Produkte und Kunstwerke veranstaltet.
1886 wurde die Stadt am Reißbrett nach Süden ausgedehnt. Der französische Landschaftsarchitekt Carlos Thays entwarf den Parque Sarmiento, den damals größten Park der Stadt, und unter der Leitung von Miguel Crisol wurde integriert in dieses Projekt das Stadtviertel Nueva Córdoba angelegt, heute das am dichtesten besiedelte Gebiet der Stadt.
Nach der Gründung des staatlichen Flugzeugbauunternehmens Fábrica Militar de Aviones 1927 dehnte sich die Stadt vermehrt nach Westen aus. Diese Tendenz verstärkte sich in der Zeit nach 1936, als unter Gouverneur Amadeo Sabattini die Stadt umfassend modernisiert und industrialisiert wurde.
In den 1950er Jahren siedelten sich infolge der Wirtschaftspolitik der damaligen argentinischen Regierung unter Juan Domingo Perón mehrere ín- und ausländische Großunternehmen wie das später von Renault übernommene Industrias Kaiser Argentina (IKA) und Fiat an; Córdoba wurde so zum zweitwichtigsten Industriestandort nach Buenos Aires.
1969 leitete ein Volksaufstand in der Stadt, der sogenannte Cordobazo, das Ende der Regierungszeit des Diktators Juan Carlos Onganía ein. Nach dem Bruch der Tarifverträge durch den regierungstreuen Provinzgouverneur kam es zu Ausschreitungen, an denen mehrere Hunderttausende beteiligt waren. Die Aufständischen übernahmen die Kontrolle über die Stadt, und erst nach drei Tagen konnte die Polizei die Ordnung wieder herstellen. Nach wenigen Wochen trat Onganía zurück, die Diktatur blieb jedoch zunächst bestehen. 1971 kam es zu einem weiteren Volksaufstand, dem Viborazo, der das endgültige Ende dieser Diktatur einleitete und sie dazu zwang, sich demokratisch gegenüber dem Peronismus zu öffnen.

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