Moskau  3.1 Ursprung
Jahrhundertelang hat Moskau eine hervorragende Rolle im Leben des ganzen Landes gespielt. „Jeder russische Mensch fühlt, wenn er auf Moskau blickt, dass es seine Mutter ist“, sagte der Schriftsteller Lew Tolstoi. Seit neun Jahrhunderten breitet sich Moskau zu beiden Seiten des Moskwa-Flusses aus. In zahlreichen Legenden, Liedern und Sagen besingt das russische Volk die Schönheit und Größe seiner Hauptstadt.
Eine der Sagen kündet davon, dass der Fürst Juri Dolgoruki (1090–1157) eine hölzerne Stadt zu errichten befahl, und dass diese Stadt nach dem Fluss benannt wurde, an dessen Ufern sie emporwuchs. Die erste schriftliche Erwähnung Moskaus stammt aus dem Jahre 1147, das darum als das Gründungsjahr Moskaus gilt. Doch schon lange davor gab es an der Stelle, wo heute Moskau steht, menschliche Niederlassungen. Archäologische Ausgrabungen bezeugen, dass die ältesten von ihnen vor etwa 5000 Jahren entstanden waren.
Seit seiner Entstehung ist Moskau mit dem Schicksal des russischen Volkes untrennbar verbunden. Nicht von ungefähr nannten die Ausländer früherer Zeiten den russischen Staat „Moskowia“ und seine Einwohner „Moskowiter“.
1156 entstand eine erste, noch hölzerne Wehranlage des Kreml, in deren Schutz sich der Marktflecken allmählich zu einer beachtlichen Ansiedlung entwickelte. Im Jahre 1238 ist die Stadt von den Mongolen erobert und niedergebrannt worden. 1263 wurde Moskau zum Fürstentum erhoben. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts – die Stadt zählte mittlerweile 30.000 Einwohner – erkannte der tatarische Großkhan den Moskauer Großfürsten als (ihm allerdings tributpflichtiges) Oberhaupt von Russland an.
Der Sieg über die Tataren in der Schlacht von Kulikowo am 8. September 1380, angeführt durch den Großfürsten Dmitri Donskoi, befreite zwar nicht von der Hegemonie der Goldenen Horde (1382 wurde Moskau sogar abermals niedergebrannt und geplündert), doch die Stadt festigte dadurch ihr politisches und militärisches Ansehen erheblich und gewann mithin beständig an wirtschaftlicher Macht. 1480 konnte sie die Tatarenherrschaft abschütteln und wurde zur Hauptstadt des russischen Reiches.
Der seit 1462 regierende Großfürst von Moskau Iwan III., der Große (1440–1505), heiratete 1472 die byzantinische Prinzessin Sofia (Zoe) Palaiologos, eine Nichte des letzten oströmischen Kaisers Konstantin XI. Palaiologos, und übernahm von dort die autokratische Staatsidee und ihre Symbole: den Doppeladler und das Hofzeremoniell. Seither gilt Moskau als „drittes Rom“ und Hort der Orthodoxie.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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