Seoul  3.5 Japanische Kolonialzeit
Auf Druck Japans öffnete sich Korea am 24. Februar 1876 gegenüber dem Ausland. In der Folgezeit wurden Botschaften Japans und westlicher Staaten eröffnet, auch ein deutsch-koreanisches Freundschafts- und Handelsabkommen wurde im Juni 1882 beschlossen. Ausländische Firmen siedelten sich in Seoul an und der Handel blühte weiter auf. 1888 wurden Telegrafenleitungen nach Incheon, Ŭiju und Busan eröffnet, 1899 mit der Gyeongin-Strecke ins nahe Incheon die erste Eisenbahnverbindung Seouls. Im selben Jahr nahm eine elektrische Straßenbahn den Betrieb auf. Am 1. Januar 1905 wurde die wichtige Gyeongbu-Strecke nach Busan eröffnet. Die Einwohnerzahl, die über zwei Jahrhunderte bei 200.000 gelegen hatte, begann stetig zu wachsen, 1936 lag sie bei 730.000, 1949 bei 1.418.000 Einwohnern.
1910 wurde Korea von Japan annektiert (siehe Korea unter japanischer Herrschaft) und Hanseong wurde zur Kolonialhauptstadt. Der amtliche Name der Stadt lautete während dieser Periode Gyeongseong (경성; 京城), auf Japanisch Kējō, Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur (京城府 Gyeongseong-bu bzw. Kējō-fu). Die Japaner bauten Seoul zum Zentrum des besetzen Landes aus, vergrößerten das Stadtgebiet stark und sorgten mit großangelegten Strukturmaßnahmen für ein weiteres Aufblühen der Industrie und anderer Wirtschaftszweige. Die Stadtmauern wurden weitgehend abgerissen, und der Baustil der Gebäude wurde moderner. Gegenüber der Bevölkerung wurde aber insbesondere während des Zweiten Weltkriegs wie in anderen japanisch besetzten Ländern eine repressive Kolonialpolitik betrieben: Die koreanische Kultur wurde unterdrückt, Männer wurden in die japanische Armee genötigt oder zwangsrekrutiert und Frauen – oft unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – ins Kriegsgebiet verschleppt und dort als sogenannte Trostfrauen in Kriegsbordellen teilweise jahrelang vergewaltigt. Koreanische Bauern mussten ihr Land aufgeben und Koreaner wurden gezwungen, japanische Namen anzunehmen. In Schulen wurde in japanischer Sprache unterrichtet.
Nach der Kapitulation Japans am 15. August 1945 ging die japanische in die amerikanische Besatzungszeit über, und Seoul wurde Sitz der U.S.-Militärregierung. Genau ein Jahr nach der Befreiung wurde die Stadt zu Seoul umbenannt. Damit trug sie nun zum ersten Mal auch offiziell diesen Namen. Mit der Gründung der Republik Korea (Südkorea) am 15. August 1948 wurde Seoul zu deren Hauptstadt. Nachdem sie unter japanischer Herrschaft mit der sie umgebenden Provinz Gyeonggi-do zusammengelegt worden war, wurde sie nun administrativ wieder aus dieser herausgelöst und bekam den Status einer besondern Stadt, der dem einer Provinz entspricht.

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