Tientsin  3.2 Ausländische Konzessionen
Im 19. Jahrhundert wurden die seefahrenden Mächte aus dem Westen auf die Stadt aufmerksam. Unter einem banalen Vorwand - chinesische Truppen hatten ein britisches Schiff geentert - erklärten sie den Krieg. Ihre gut bestückten Kanonenboote führten sie zum sicheren Sieg, und so erhielten die Europäer mit dem am 27. Juni 1858 unterzeichneten Vertrag von Tianjin das Recht, auf dem chinesischen Festland neue Konzessionen zu errichten, von denen aus sie Handel treiben und Opium verkaufen konnten.
Als einzige Gegenleistung war der Rückzug der Engländer aus Tianjin und die Räumung der Festung Dagukou, 60 Kilometer südöstlich der Stadt, vorgesehen. China weigerte sich im Anschluss, den Vertrag umzusetzen.
Daraufhin eröffneten die Briten im Juni 1859 mit einem erneuten Angriff auf Dagukou die zweite Phase des Zweiten Opiumkriegs. Erst nach der „Strafexpedition“ im Jahre 1860, in deren Zuge ein Invasionsheer unter Führung Lord Elgins unter anderem den Alten Sommerpalast in Peking in Schutt und Asche legte, bestätigte Prinz Gong in Vertretung des in die Mandschurei geflohenen Kaisers Xianfeng die Vertragsbedingungen. In der sogenannten Pekinger Konvention vom 18. Oktober 1860 wurden sie sogar noch um weitere Punkte ergänzt, insbesondere die Öffnung des Hafens von Tianjin selbst, weitere Reparationsleistungen sowie Gebietsabtretungen an Großbritannien und Russland.
Die separaten Konzessionsgebiete in Tianjin entlang des Flusses Hai He waren in sich geschlossene europäische Enklaven: Die Franzosen etwa bauten elegante Chateaux und Türme, die Deutschen bayerische Villen aus rotem Backstein. Chinesen war der Zutritt nicht erlaubt, nur Diener mit Passierscheinen wurden eingelassen.

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