Vancouver  3.2 Europäische Entdeckung und Besiedlung
Der spanische Kapitän José María Narváez war 1791 der erste Europäer, der an den Küsten in der Gegend des heutigen Vancouver entlang segelte. Ein Jahr später erkundete der britische Kapitän George Vancouver die Straße von Georgia, den Burrard Inlet sowie den Puget Sound bei der heutigen Stadt Seattle. Der erste Europäer, der die Gegend auf dem Landweg erreichte, war Simon Fraser, ein Pelzhändler der North West Company, mit seinen Begleitern. 1808 erkundete er den nach ihm benannten Fraser River auf seiner ganzen Länge.
Als Folge des Cariboo-Goldrauschs von 1861 zogen rund 25.000 Männer, die meisten davon aus Kalifornien, an die Mündung des Fraser River. Die erste europäische Siedlung auf dem heutigen Stadtgebiet entstand 1862 am Flussufer, östlich des indianischen Dorfes Musqueam im heutigen Stadtteil Marpole. 1863 nahm in Moodyville (heute North Vancouver) das erste Sägewerk seinen Betrieb auf und begründete die traditionsreiche Forstwirtschaft. Weitere Sägewerke entstanden bald darauf am Südufer des Burrard Inlet, das damals im Besitz Captain Edward Stamp war. Stamp, der um Port Alberni als Holzfäller tätig gewesen war, hatte zunächst am Brockton Point, am östlichen Ende des Stanley Park ein Sägewerk aufgebaut, doch tückische Strömungen und Riffe zwangen ihn 1865 zur Verlegung des Betriebs. An einer Stelle nahe der heutigen Gore Street entstand „Stamp's Mill“.
Die verschiedenen Sägewerke der Umgebung waren bedeutende Hersteller von Holzprodukten für die Schifffahrt, viele der Masten der zahlreichen Windjammer und der stetig größer werdenden Schiffe der Royal Navy wurden mit Holz aus der Gegend um Vancouver ausgestattet. Unter den zahlreichen Aufträgen befand sich auch einer des chinesischen Kaisers, der Dutzende von riesigen Balken für das Tor des himmlischen Friedens in der Verbotenen Stadt in Peking bestellte.
Unmittelbar neben dem Sägewerk-Grundstück von „Stamp's Mill“ entstand die Siedlung Gastown. Sie wurde nach John Deighton benannt, dessen Spitzname „Gassy Jack“ (geschwätziger Jack) lautete und der 1867 dort eine Kneipe eröffnet hatte. 1870 ließ die Kolonialregierung die Siedlung vermessen und benannte diese offiziell in „Granville“ um, zu Ehren des Staatssekretärs für die Kolonien Earl Granville. Diese Bezeichnung konnte sich aber nie durchsetzen und noch heute wird der Stadtteil Gastown genannt.
Die Siedlung lag an einem natürlichen Hafen und wurde 1885 aus diesem Grund von der Canadian Pacific Railway (CPR) als westlicher Endpunkt der transkontinentalen Eisenbahn bestimmt, anstelle des weiter östlich gelegenen Port Moody. Der Bau der Strecke war eine der Vorbedingungen für den Beitritt Britisch-Kolumbiens zur Kanadischen Föderation im Jahr 1871 gewesen. CPR-Präsident William Cornelius Van Horne setzte sich dafür ein, den Namen des Ortes in Vancouver zu ändern, da seiner Meinung nach die Menschen im Osten des Landes wüssten, wo Vancouver Island liege, während Gastown oder gar Granville völlig unbekannt seien.

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