Vancouver  3.3 Nach der Stadtgründung
Am 6. April 1886 erfolgte die offizielle Stadtgründung mit dem neuen Namen Vancouver. Eine außer Kontrolle geratene Brandrodung zerstörte am 13. Juni desselben Jahres die junge Stadt fast vollständig, die aber kurz darauf wieder aufgebaut wurde. Der erste CPR-Zug erreichte Vancouver am 23. Mai 1887. Dank des von der Eisenbahn ausgelösten wirtschaftlichen Aufschwungs erholte sich Vancouver schnell und wuchs von 5.000 Einwohnern im Jahr 1887 auf 15.000 im Jahr 1892 und 100.000 im Jahr 1900.
In den ersten Jahrzehnten dominierten große Konzerne das wirtschaftliche Geschehen, da sie das nötige Kapital besaßen, um das quantitative und qualitative Wachstum der Stadt voranzutreiben. Es entwickelten sich zwar einige Industriebetriebe, doch das Rückgrat der städtischen Wirtschaft bildete die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Zuerst dominierte die Forstwirtschaft, später der Exportverkehr über den Hafen Vancouver. Der Hafen profitierte insbesondere von der Eröffnung des Panamakanals im Jahr 1914, weil dadurch eine direktere Exportroute in Richtung Europa geschaffen wurde.
Die Dominanz der Großkonzerne war begleitet von oftmals gewalttätigen Arbeiterbewegungen. Der erste große Streik ereignete sich 1903, als Eisenbahner der CPR für die Anerkennung ihrer Gewerkschaft demonstrierten. 1918 war Vancouver der Ausgangspunkt des ersten kanadischen Generalstreiks. Andere Sozialbewegungen wie Feministinnen, moralische Erneuerer und Abstinenzler übten ebenfalls Einfluss auf die städtische Politik aus. Während des Ersten Weltkrieges und bis 1921 war ein Gesetz zur Alkoholprohibition in Kraft. Während der 1920er Jahre wurde Vancouver wiederholt von rassistisch motivierten Ausschreitungen erschüttert, insbesondere gegen Chinesen und Japaner; verschiedene Zeitungen warnten vor einer „orientalischen Bedrohung“.
Am 1. Januar 1929 wurde das Gebiet der Stadt Vancouver mit der Eingemeindung von Point Grey und South Vancouver auf den heutigen Umfang erweitert und umfasst seither den gesamten westlichen Teil der Halbinsel zwischen dem Burrard Inlet und dem Fraser River. Die Einwohnerzahl betrug an diesem Tag 228.193, womit Vancouver zur drittgrößten Stadt des Landes aufstieg. Der wirtschaftliche Aufschwung der 1920er Jahren endete abrupt mit der Weltwirtschaftskrise. Die Nachbargemeinden North Vancouver und Burnaby mussten Konkurs anmelden, während Vancouver diesen knapp vermeiden konnte.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhalf der Region zu einem raschen Wirtschaftsaufschwung. Die Werften produzierten Korvetten und Minensuchboote für die Royal Canadian Navy und das Boeing-Werk im benachbarten Richmond produzierte Teile für B-29-Bomber. Im Jahr 1942, wenige Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbor, betrachtete die kanadische Regierung die japanischstämmigen Kanadier als Bedrohung der nationalen Sicherheit. Sie wurden enteignet, im Hastings Park zusammengetrieben und danach in Lagern im Landesinneren interniert. Erst 1988 entschuldigte sich die Regierung offiziell und leistete Entschädigungszahlungen.

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