Warschau  3.5 Herzogtum Warschau
Nach dem Frieden von Tilsit wurde aus den beiden preußischen Teilungsgebieten von 1793 und 1795 das Herzogtum Warschau 1807 mit der Hauptstadt in Warschau. Danzig wurde freie Stadt. 1807 erhielt es eine neue liberale Verfassung und der polnische Sejm wurde nach 12 Jahren Unterbrechung wieder in Warschau einberufen. Im gleichen Jahr trat ein, der polnischen Rechtstradition angepasster, Code Napoleon (Code Civil) in Kraft, eines der ersten zusammengefassten Zivilrechtsbücher Europas. Der Code Civil prägt bis heute die polnische Zivilrechtsordnung, der heute geltende kodeks cywilny von 1964 baut auf dem code civil von 1807 auf. Damit reihte sich Polen in die Tradition der kontinentaleuropäischen Zivilrechtsordnungen, die alle - im Gegensatz zum angloamerikanischen case law - auf den Code Napoleon zurückgehen. Der Neffe des letzten polnischen Königs, General Józef Antoni Poniatowski, baute die polnische Armee in Warschau wieder auf, die bald schon 200.000 Mann zählte. Nach der Schlacht von Raszyn 1809 gegen die Habsburger wurde das österreichische Gebiet der Dritten Polnischen Teilung mit Krakau Bestandteil des Warschauer Herzogtums. Die Truppen des Warschauer Herzogtums beteiligten sich an dem Russlandfeldzug Napoleons 1812 sowie an der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, in der Józef Poniatowski den Tod in der Elster fand. Er wurde danach in der Kathedrale des Wawel-Schlosses in Krakau feierlich als Nationalheld bestattet. Poniatowski wurde zur Symbolfigur des Herzogtum Warschaus, obwohl er nicht Herzog war, sondern nur der Oberbefehlshaber der Armee. Die Warschauer gaben ihm bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ein Denkmal in Auftrag, das vom berühmten dänischen Bildhauer des Klassizismus Bertel Thorvaldsen angefertigt wurde. Nach dem Wiener Kongress und der Neuordnung Europas 1814/15 wurde das Herzogtum Warschau aufgehoben.

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