Ungarn  5.5 Ostblock, Ungarnaufstand und Wende
Siehe hierzu den Artikel Ungarischer Volksaufstand
Ungarn kam auf Grund des Vertrages von Jalta unter sowjetischen Einfluss, und am 20. August 1949 wurde eine Verfassung nach russischem Vorbild beschlossen. Bis 1953 verfolgte Ungarn unter Mátyás Rákosi einen stalinistischen Kurs.
Am 23. Oktober 1956 kam es zu einem Volksaufstand, in dessen Verlauf Imre Nagy, der bereits von 1953 bis 1955 Ministerpräsident war, erneut zum Ministerpräsidenten ernannt wurde. Er bildete eine Mehrparteien-Regierung, forderte die parlamentarische Demokratie und die Neutralität Ungarns. Der Aufstand wurde jedoch durch die sowjetische Armee blutig niedergeschlagen. Viele Ungarn verließen nach dem gescheiterten Volksaufstand das Land und emigrierten nach Westeuropa und Nordamerika. Nagy wurde hingerichtet (seine Asche erst 1989 feierlich in Ungarn beigesetzt). János Kádár, bis dahin stellvertretender Ministerpräsident, wurde Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Ministerpräsident und blieb bis 1988 in dieser Position. Unter Kadar 1956/1957 Repressionen gegen die Beteiligten des Aufstandes, zwischen 1959 und 1963 kam es jedoch zu Amnestien, die zu Freilassungen führten.
Unter Kadar (KP-Chef 1956 bis 1988, Ministerpräsident 1956 bis 1958 und 1961 bis 1968) kommunistisches Regime mit gewissen Liberalisierungen im politischen, wirtschaftlichen und kuturellen Bereich, die auch unter dem Begriff „Gulaschkommunismus“ bekannt wurden. 1987/1988 bildeten sich Oppositionsgruppen, die den friedlichen Systemwechsel vorantrieben und die Legitimität der sowjetischen (faktisch russischen) Vorherrschaft in Frage stellten (erwähnt sei Imre Pozsgay, der im Amt eines Staatsministers öffentlich der Doktrin von der „Konterrevolution von 1956“ widersprach). 1988 trat Kadar auf einem Sonderparteitag der Staatspartei USAP zurück (Nachfolger Karoly Grosz). Auch in der kommunistischen USAP gab es oppositionelle Stimmen, die freie Wahlen und den Abzug der sowjetischen Truppen forderten. Dies leitete die Grenzöffnung nach Österreich und damit die Zerschneidung des Eisernen Vorhangs ein. Gemeinsam mit dem Außenminister Ungarns, Gyula Horn, durchtrennte Alois Mock (Außenminister Österreichs) am 27. Juni 1989 in einer symbolischen Aktion den Stacheldraht an der Grenze zwischen Österreich (Nickelsdorf) und Ungarn (Hegyeshalom).
Ungarn hatte entscheidenden Anteil an der politischen Wende von 1989 in den ehemaligen Ostblockstaaten und damit auch an der friedlichen Revolution in der DDR, die den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands ebnete.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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